Diana Ferch verschwand am 27. Juni 2011 während einer Wanderung in der Gegend der Mecklenburgischen Seenplatte. Die junge Frau, deren Traum es war, als Malerin und Schriftstellerin ihr Leben zu bestreiten, stand damals kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung zur Sozialassistentin. Sie beschliesst aufgrund von massiver Prüfungsangst, nicht zur Prüfung zu erscheinen, sondern eine mehrwöchige Wandertour zu unternehmen, um zu sich selbst zu finden und, wie sie in ihrem Tagebuch schreibt, "das Drehbuch, das ihre Rolle festschreibt, zu zerreissen und das Drehbuch selbst zu schreiben".
Ich wollte gerne die "Meinung der Karten" zu Dianas Entschluss erfahren. Wie hätte der Weg zu ihrem Traumziel ausgesehen und in welchem Zusammenhang stand er mit ihrer Wanderung?
Ich verwendete für die Legung das "Le Grand Tarot Universel" von Bruno de Nys und für die Zusatzinformationen das "Universal Waite Tarot".
Die linke Seite des Kartenbildes zählt die Aspekte auf, die FÜR ihren Entschluss sprechen. Sie hätten es der jungen Mutter erlaubt, den Weg zu ihrem Traumziel erfolgreich zu beschreiten und, im kleineren Masstab, ihre Auszeit und Wanderung ohne grössere Zwischenfälle zu absolvieren. Die rechte Achse zeigt die negativen Seiten und Hindernisse auf, die letztendlich zum Scheitern ihrer Ziele führten. Die zwei Karten an der Spitze der Pyramide offenbaren das Ergebnis ihres Weges.
Die blonde Frau auf der Karte "La Force (die Kraft)" verfügt über die Macht, ihre Vorhaben zu realisieren, indem sie "einen Löwen nur mit mentaler Kraft und auf sanfte Weise bändigt". Das Sternzeichen "Löwe" symbolisiert Kreativität, Handlungs- und Organisationsfähigkeit, sowie alle freischaffenden Tätigkeiten. Diana wollte als Schriftstellerin und Künstlerin leben. Hierfür gibt die Karte den Rat, "allein und ohne zu zögern zu handeln. Sie wird sich nicht auf die Unterstützung von Personen, die die Möglichkeiten dazu hätten, verlassen können. Deshalb sollte sie vorsichtig sein, sich nicht selbst überschätzen und nicht zu voreiligen Entschlüssen und unüberlegtem Handeln hinreissen lassen!"
"Die Kraft" kann eine weibliche Person, unter anderem eine Künstlerin, zwischen zwanzig und vierzig Jahren symbolisieren. In der negativen Bedeutung könnte sie es viel Kraft gekostet haben, sich im Berufs- oder Privatleben mit autoritären Personen (Herrscher), die sie auf ihrem Weg behindern wollten (Acht der Schwerter, der Gehängte) "herumschlagen" (Fünf der Stäbe) zu müssen. Mit der "Kraft" und der "Fünf der Stäbe" müsste die junge Frau zum Zeitpunkt ihres Verschwindens gespürt haben, dass sie an einem Wendepunkt in ihrem Leben angekommen war, wo die Zeit reif wurde, um "den Stier bei den Hörnern zu packen", womit sie aber nicht immer auf Verständnis gestossen sein könnte.
Die Karte "Die Kraft" beschreibt Örtlichkeiten wie Theater, Bühnen, Orte, die Richtung Süden orientiert sind, sowie Parks und pompöse Bauwerke wie Kathedralen und Schlösser. Dianas erstes Etappenziel war Güstrow, das südlich von Rostock liegt. Hier traf die junge Frau Herrn Q., der ihr anbot, ihn zum Schloss Güstrow zu begleiten, wo sie eine Pause einlegten und etwas Zeit miteinander verbrachten. Vom Schlosspark aus erfolgte Dianas letztes Telefongespräch mit ihrem Lebensgefährten Steffen.
Obwohl ihr psychischer Zustand Gegenteiliges vermuten liess, verfügte die junge Frau über die Kraft (Kraft), sich Herausforderungen zu stellen (Fünf der Stäbe). Sie besass den Mut, in die Welt hinauszugehen und ihren Platz zu finden (Le Monde= die Welt). Und sie hätte, wenn die Zeit gekommen wäre, zu jedermanns Überraschung mit Erfolg rechnen können (Acht der Stäbe).
Es gab Hindernisse zu überwinden und auf ihrem langen Weg hätte sie viele Ansichten und Glaubenssätze "über Bord werfen" müssen (Le Pendu= der Gehängte). Das Lösen von Fremdbestimmung wäre unumgänglich gewesen, indem sie das Seil durchschneidet, das sie kopfunter und handlungsunfähig am Baum hängen liess (der Gehängte). Aber man sieht auch, dass sich dominante Personen (Herrscher) zwischen sie (Königin der Kelche) und ihren möglichen Erfolg (Die Welt) drängten, so dass Diana selbst von den "fliegenden Stäben" (Acht der Stäbe = überraschender Erfolg) nicht mehr getroffen werden konnte. Als blonde Frau auf der Karte "Die Kraft" schaut sie hinunter auf den Löwen (Kraft) und hinüber zur Prügelei (Fünf der Stäbe) und bekommt nicht mit, was sonst um sie herum vor sich geht. Diana ist zu sehr damit beschäftigt, um ihr Recht, kreativ zu sein (Kraft), zu kämpfen (Fünf der Stäbe). Darüberhinaus ist nicht ausgeschlossen, dass sich hinter dominanten Personen (Herrscher), die vorhatten, Dianas "Lorbeeren" (Welt, Acht der Stäbe) zu ernten, noch weitere Personen (Königin der Kelche) verbargen, die ebenfalls profitieren wollten. Einer älteren Person (le Pape= Hierophant) könnte es aufgefallen sein, dass sich Diana (Kraft) abstrampelt (Fünf der Stäbe) und sie womöglich aufgrund ihrer partnerschaftlichen (Hierophant) Situation (On/Off-Beziehung, alleinerziehend, in der Ausbildung....) nicht weiterkommen und Wesentliches ausleben konnte (Acht der Schwerter). Hier wären möglicherweise die tieferen Gründe zu suchen, warum Diana überhaupt zu dieser Wanderung aufgebrochen ist. Sie wollte "das Drehbuch, das ihre Rolle (als Verliererin, als psychisch Kranke, die nichts auf die Reihe bekommt...) festschreibt, zerreissen und das Drehbuch selbst schreiben".
In extremeren Fällen kann die Kombination "Hierophant" mit der "Acht der Schwerter" auf "energetischen Vampirismus" hinweisen, was irgendwann dazu führt, dass vom Opfer radikale Massnahmen ergriffen werden müssen, um "mit dem eigenen Leben davonzukommen!"
Die Kombination "die Welt und der Gehängte" kann Künstler auf der Suche nach Inspiration und literarische Berufe symbolisieren. "Die Welt" beschreibt Örtlichkeiten wie Banken und sonstige Finanzinstitute, landschaftliches Terrain und Wälder. "Der Gehängte" dagegen Gewässer, Feuchtgebiete und Sümpfe, sowie geschlossene, triste oder auch religiöse und mystische Gebäude, wie zum Beispiel Gefängnisse, Baracken, Krankenhäuser oder Kirchen und Klöster. Drei Jahre nach Dianas Verschwinden prüften die ermittelnden Behörden Hinweise, die ein Privatdetektiv der Polizei übergeben hatte. Der Privatermittler führte die Beamten zu einem Schuppen (der Gehängte) im Paradiesweg (Paradies= religiös) in Güstrow, in dessen unmittelbarer Nähe Diana vor ihrem spurlosen Verschwinden von einem Zeugen zum letzten Mal gesehen wurde.
Ein möglicher Weg, den Diana gelaufen sein könnte: von Schloss Güstrow (die Kraft) am Dom Güstrow (der Gehängte) vorbei in den Paradiesweg (der Gehängte), dessen Verlängerung in Richtung Südosten nach Krakow am See, dem nächsten Etappenziel, führt.
Auf der negativen Achse der Legung findet man zwei männliche Karten, den Hierophanten (le Pape) und den Herrscher (l'Empereur), wobei sich der Herrscher, normalerweise ein Mann zwischen zwanzig und sechzig Jahren, auf dem Bild der Tarot-Karte lässig gegen eine Mauer lehnt und in die Gegend schaut. Über ihm befindet sich die Karte des Gehängten. Das Motiv auf der Karte des Gehängten erinnert mich an Szenen aus Abenteuerfilmen, in denen der Darsteller im Wald in eine Falle tappt, an einem Seil den Baum hochgezogen wird und anschliessend wehrlos im Gipfel hängt. Die Karte "der Gehängte" symbolisiert tatsächlich eine Falle. Der Mann mittleren Alters auf der Karte "Herrscher" scheint herumzulungern und zu überlegen, der jungen Frau (die Dame auf der Karte "die Welt"), die ihm sehr ins Auge sticht (Acht der Stäbe), eine Falle zu stellen (der Gehängte), um dann "fette Beute" (Neun der Kelche) zu machen. Bei ihrer Ankunft in Güstrow sprach Diana an einem Kiosk in der Eisenbahnstrasse Herrn Q. an, der auf einer Bank sass und einen Becher Kaffee trank und erkundigte sich nach dem Weg nach Krakow am See. Wäre es möglich, dass umstehenden Männern am Kiosk das Gespräch zu Ohren kam und sich einer von ihnen ausrechnete, dass eine zierliche junge Frau mit Riesenrucksack allein auf dem Weg durch den Wald nach Krakow ein leichtes Opfer sein würde? Mit einer Frau (Königin der Kelche) im Rücken und der angrenzenden Karte "Hierophant" (Ehe) könnte dieser Mann gebunden gewesen sein oder eine Partnerschaft hinter sich gelassen haben. Vielleicht wurde Diana auch im Schlosspark von Güstrow beobachtet? Oder redete sie in der Bahn, im Bus von Rostock nach Güstrow mit Fahrgästen oder, falls sie getrampt sein sollte, mit dem Autofahrer über ihre weiteren Pläne und er folgte ihr heimlich? Gab es eine männliche Person, die sie kannte und die über ihre Wanderpläne informiert war?
Einem Mann im Ruhestandsalter (Hierophant) scheint dieses Szenario durch den Kopf zu gehen und er reisst erschreckt die Augen auf! Unterhielt sich Herr Q. auf dem Weg zum Schloss Güstrow mit Diana über ihr Vorhaben und ermahnte sie, vorsichtig zu sein? Rolf W., ein Schuldirektor im Ruhestand, war womöglich der letzte Zeuge, der die junge Mutter lebend gesehen hat. Der Rentner kam gerade vom Pilzesammeln bei Userin, als er Diana am Zwenzower Ufer begegnete, die auf der Suche nach einem Schlafplatz im Wald war. Er riet ihr besorgt, lieber auf dem nahegelegenen Campingplatz zu übernachten, da es für sie alleine im Wald viel zu gefährlich sei.
Im negativen Sinne kann der "Hierophant" eine perverse Person darstellen, die zusammen mit dem "Herrscher" dem dominanten Lager zuzuordnen wäre. Man könnte eine "Hierophant-Herrscher"-Person als Sadisten bezeichnen und der "Gehängte" würde den dazugehörenden Masochisten verkörpern. Wie schon oben erwähnt, hatte ein Privatdetektiv, der von Dianas Familie engagiert worden war, die Polizei zu einer Baracke im Paradiesweg in Güstrow geführt. "Was die Ermittler in einem Schuppen in Güstrow gefunden haben, ist furchterregend: Benutzte Kondome, hunderte Zettel mit perversen Sprüchen, auf denen krankhafte sexuelle Phantasien zu lesen waren, ein Bikini und ein von Unrat und Erde verdeckter lila Rucksack lagen herum" hiess es in einem Presseartikel. Die Polizei untersuchte zum damaligen Zeitpunkt die kleinen Handzettel und der Stralsunder Staatsanwalt Ralf Lechte versicherte: "Wir werden die Spuren mit dem Vermisstenfall Diana Ferch abgleichen! Bislang gebe es aber keine Hinweise, die einen Zusammenhang zur Vermissten herstellen."
Es liegen nicht genug Informationen in den Karten vor, um zu behaupten, dass Dianas Weg in einer verkommenen Baracke in Güstrow ein schreckliches Ende nahm. Man kann es aber mit dem "Sadisten" (Herrscher und Hierophant) und "Masochisten" (der Gehängte) auch nicht zu hundert Prozent ausschliessen. Wäre zusätzlich die grosse Arkana "der Teufel" (le Diable) in der Legung erschienen, die von Perversion, Pornographie, zerstörerischen Leidenschaften, Machtmissbrauch, Brutalität und Ausbeutung spricht....
....dann hätte man die Aussage wagen können, dass Diana etwas in dieser Richtung zugestossen sein müsste, ob nun im Güstrower SM-Schuppen oder anderswo.
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