Kris Kremers (21) und Lisanne Froon (22) waren zwei niederländische Studentinnen aus Amersfoort, die am 1. April 2014 während eines sechswöchigen Aufenthaltes in Panama auf bis heute ungeklärte Weise verschwanden.
Kris Kremers wurde als offene, quirlige, kontaktfreudige, kreative und verantwortungsbewusste junge Frau beschrieben.
Sie hatte gerade ein Studium im sozialen und kulturellen Bereich mit Schwerpunkt Kunsterziehung an der Universität von Utrecht abgeschlossen und wollte nach ihrem Aufenthalt in Panama ihre Ausbildung durch ein Studium der Kunstgeschichte vertiefen. Die Welt der Kunst zog Kris in ihren Bann. Sie hatte jahrelang Theater gespielt, liebte Musik und Festivals und besass Talent für das gesprochene Wort. Sogar ihre beiden Brüder, die im Gegensatz zu ihr kein besonderes Interesse für den künstlerischen Bereich zeigten, waren beeindruckt, wenn Kris sie durch Museen führte und ihnen die Geschichte der ausgestellten Werke erzählte.
Im Jahre 2012 unternahm sie mit ihrer Familie eine Reise nach Peru und war seitdem von Lateinamerika fasziniert.
Die 1,84 m grosse Lisanne Froon, introvertierter als Kris, war intelligent, ehrgeizig und sehr sportlich. Die begeisterte Volleyballspielerin versuchte sich neben ihrer Leidenschaft für das Ballspiel auch in extremeren Sportarten wie Bergsteigen und Fallschirmspringen.
Sie hatte in Deventer gerade ein Diplom in angewandter Psychologie erworben und die Reise nach Panama sollte eine Belohnung für ihr erfolgreich abgeschlossenes Studium sein.
Im Gegensatz zu Kris war Lisanne nie zuvor in Südamerika gewesen. Eine Reise mit ihren Eltern in den Süden Deutschlands war die weiteste Reise, die sie je unternommen hatte.
Die beiden Frauen hatten zusammen in dem Café-Restaurant "In den kleinen Hap" in Amersfoort gearbeitet und sechs Monate lang gespart, um sich die sechs Wochen Aufenthalt in Panama leisten zu können. Sie wollten Spanisch lernen und etwas Wertvolles für die Einheimischen, besonders für die kleinen Kinder, tun, indem sie einen Monat lang unentgeltlich in einer Kindertagesstätte arbeiten wollten.
Am 15. März 2014 traten sie ihren Flug von Amsterdam nach Costa Rica mit Zwischenstop in Houston/Texas an. Mit dem Bus fuhren sie von San Juan/Costa Rica nach Bocas del Toro/Panama und von hier aus brachte sie ein Boot nach "Isla Colon" im karibischen Bocas-del-Toro-Archipel. Sie hatten einen Sprachkurs in der Sprachschule "Spanish by the Sea" gebucht, sie absolvierten einen Kochkurs, unternahmen Ausflüge zu weiteren Inseln, wo sie Delphine, grosse Ansammlungen von Seesternen und Faultiere, die träge am Baum hingen, beobachten konnten. Die restliche Zeit verbrachten sie mit dem, was junge Menschen so tun: Am Strand liegen, ausgehen, feiern und neue Freunde kennenlernen.
Als Kris und Lisanne zwei Wochen später, genauer gesagt am 29. März 2014, in Boquete, einer kleinen Stadt in den Bergen von Panama, eintrafen, erwartete sie eine Enttäuschung. Die beiden Studentinnen stellten sich in der Kindertagesstätte, in der sie vier Wochen lang arbeiten wollten, vor.... und wurden weggeschickt! Man machte sie darauf aufmerksam, dass ihre Spanischkenntnisse nicht ausreichend seien und dass man für die kommende Woche keine freiwilligen Helfer benötigen würde. Sie sollten eine Woche später wiederkommen.
Lisanne hatte die Reise monatelang minutiös geplant und für sie war die "Abfuhr" ein harter Schlag. Zudem hatten die beiden jungen Frauen die Reise, den Spanischkurs und ihre ehrenamtliche Arbeit als Paket bei einer holländischen Agentur für "Alternative Reisen" gebucht und noch drei Tage zuvor von ihrer Spanischschule eine Bestätigung erhalten, dass sie ihre Arbeit termingerecht antreten könnten. Lisanne schrieb ihren Eltern:" Wir wurden fortgeschickt!!!! Ich bin wirklich sehr enttäuscht!!!!"
Aufgrund der Fehlplanung konnte die Schule den beiden Studentinnen kein Zimmer zur Verfügung stellen. Angestellte der Schule machten Kris und Lisanne daraufhin mit dem lokalen Touristenführer F. bekannt, der ihnen anbot, auf seiner Ranch zu wohnen, was die beiden Frauen jedoch ablehnten. Sie wurden anstattdessen bei einer Gastfamilie untergebracht.
Die beiden Mädchen wussten zunächst nicht, was sie mit ihrer neu gewonnenen Freizeit anfangen sollten und entschieden sich deshalb am nächsten Tag, zuerst einmal Boquete und Umgebung zu erkunden, was sie auch ihren "Freunden" bei Facebook mitteilten. Für die folgende Woche hatten sie nach Auskunft einiger Zeugen zwei Tagestouren mit dem schon oben genannten Touristenführer F. gebucht, sie wollten am 2. April eine lokale Kaffee- und Erdbeerplantage besichtigen und am 5. April einen Vulkan in der Nähe von Boquete besteigen. Das erstaunte die Gastmutter von Lisanne und Kris, denn ihr und mehreren Einheimischen in der kleinen Stadt war aufgefallen, dass Lisanne krank aussah, sie hustete viel und machte einen sehr müden Eindruck. Ihre Gastmutter konnte sich nicht vorstellen, dass Lisanne in diesem Zustand in der Lage wäre, anstrengende Wanderungen zu unternehmen.
Zwei Tage nach ihrer Ankunft in Boquete, am 1. April 2014, verliert sich die Spur der beiden Frauen. Sie frühstücken in einem kleinen Restaurant und begeben sich dann in eine Apotheke, um sich ein Mückenspray und eventuell Medikamente für Lisanne zu besorgen. Die offizielle Version der Dinge besagt, dass sich Kris und Lisanne in einem Taxi an den Start eines bekannten Wanderweges, dem El-Pianista-Trail, begeben und diesen Trail auch absolviert haben sollen. Der "El Pianista" führt durch Nebelwälder, an Wiesen und Weiden entlang und wenn man Glück mit dem Wetter hat, was am 1. April der Fall war, erwartet den Wanderer vom höchsten Punkt aus, dem "El Mirador" eine atemberaubende Aussicht auf den Pazifischen Ozean auf der einen Seite und die Karibik auf der anderen Seite.
Die beiden jungen Frauen hatten sich zuvor in der Sprachschule "Spanish by the River" in Boquete (eine "Schwesterschule" von "Spanish by the sea" in Bocas del Toro) über den Pianista-Trail informiert; in den Unterlagen wurde jedoch nicht ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der "Pianista" kein Rundwanderweg sei, sondern, dass man auf dem gleichen Weg zurückkehren müsse, auf dem man gekommen ist. Zum damaligen Zeitpunkt gab es auch kein diesbezügliches Hinweisschild auf dem "Mirador". Es gibt einen Pfad vom "El Mirador" aus, der in entgegengesetzter Richtung in die "Wildnis" weiterführt, der aber nicht für Touristen gedacht ist, sondern fast ausschliesslich von Einheimischen und ihren Tieren genutzt wird. Die fünfstündige Wanderung wurde als einfach beschrieben, so dass Kris und Lisanne es nicht für notwendig hielten, einen Führer zu engagieren.
Die beiden Studentinnen brachen am Vormittag zu ihrer Wanderung auf und man sagt, dass sie dabei von "Blue", dem Hund eines Restaurantbesitzers begleitet wurden. "Blue" war ein wunderschöner Husky und deshalb ist es erstaunlich, dass er kein einziges Mal auf den Fotos auftauchte, die Kris und Lisanne während ihres Aufstiegs zum "El Mirador" aufgenommen hatten und die man einige Monate später in Lisannes Rucksack fand. Die beiden Frauen waren leicht bekleidet und hatten nur einen kleinen Rucksack mitgenommen. Alles deutete darauf hin, dass die Frauen nicht mehr als einen Kurzausflug geplant hatten. Wie oben schon erwähnt, ging es Lisanne gesundheitlich nicht gut. Ihrem Bruder in Holland gegenüber hatte sie über eine Fussverletzung geklagt, die Lisanne dazu zwangen, Schmerz- und entzündungshemmende Medikamente einzunehmen. Vermutlich hatte sie sich die Verletzung beim Volleyball zugezogen.
Als die Holländerinnen bis zum nächsten Morgen nicht zu ihrer Gastfamilie zurückkehrten, machte sich diese zunächst keine Sorgen, sondern glaubte, dass die beiden jungen Frauen neue Bekannte getroffen hätten und unterwegs im Nachtleben von Boquete "versumpft" seien.
Am folgenden Tag waren die beiden Mädchen jedoch mit dem einheimischen Tour-Guide F. verabredet, der mit ihnen eine Führung durch den Nationalpark von Boquete unternehmen sollte. Als die Studentinnen auf sich warten liessen, fuhr dieser mit einer deutschen Lehrerin von "Spanish by the River" zur Gastfamilie und durchsuchte das Zimmer der Mädchen eine halbe Stunde lang nach HInweisen auf ihren Verbleib. Einige Stunden später meldeten sie schliesslich Kris und Lisanne bei der Polizei als vermisst. Am 3. April begann die Suche nach den beiden Frauen, man durchkämmte grosse Gebiete zu Fuss und hielt auch per Helikopter nach ihnen Ausschau. Die Suchtrupps fanden jedoch nichts, weder Ausrüstungsgegenstände noch die geringste Spur von Lisanne und Kris.
Die Eltern in den Niederlanden beginnen, sich Sorgen zu machen. Die Mädchen meldeten sich täglich bei ihren Angehörigen per WhatsApp, aber seit dem ersten April hatten die Eltern nichts mehr von ihren Töchtern gehört. Es war nicht ihre Art, kein Lebenszeichen von sich zu geben und sie galten beide als sehr zuverlässig. Hans Kremers schrieb seiner Tochter, dass sie sich bei ihm melden solle, aber es kam keine Antwort.
Am 6. April trafen die Familien zusammen mit holländischen Ermittlern in Panama ein. Das ganze Gebiet wurde noch einmal gründlich durchsucht, aber man fand nichts. Ende Mai wurden Suchhundestaffeln aus den Niederlanden nach Panama eingeflogen, aber da die Regenzeit längst eingesetzt hatte und die Hunde dadurch keine Geruchsspuren aufnehmen konnten, kehrten sie unverrichteter Dinge in ihr Heimatland zurück.
Am 14. Juni 2014 tauchte ganz überraschend der erste Hinweis im Fall Kris Kremers und Lisanne Froon auf. Kurz nachdem die Eltern und ein niederländischer Fernsehsender eine Belohnung von insgesamt 40 000,- Dollar für Anhaltspunkte über den Verbleib von Lisanne und Kris ausgesetzt hatten, findet eine einheimische Bäuerin am Ufer des Flusses Culebra nahe des abgelegenen Dorfes Alto Romero den Rucksack von Lisanne. Ihren Angaben zufolge lag am Vortag noch kein Rucksack an diesem Platz. Die Fundstelle befand sich etwa vierzehn Kilometer und circa zwölf Stunden Fussmarsch von dem Ort enfernt, wo die Mädchen zum letzten Mal lebend gesehen wurden. Um an diese Stelle zu gelangen, muss man vom "El Mirador" wegführend den schon oben erwähnten Pfad in die Wildnis weitergehen, anstatt nach Boquete zurückzukehren. Seltsamerweise war der nicht wasserdichte Rucksack mitsamt seines Inhaltes vollständig trocken, obwohl es die Wochen zuvor ausgiebig geregnet hatte. Er war sauber und zeigte keine Spuren von Beschädigung. Im Rucksack befanden sich zwei sorgfältig zusammengelegte BHs, die die Mädchen am Tag ihres Verschwindens getragen hatten. Er enthielt weiterhin Lisannes Pass, ihr Samsung Galaxy und ihre Digitalkamera, das I-Phone und die Krankenversicherungskarte von Kris, eine Wasserflasche und 83 Dollar. Zwei Sonnenbrillen, die man auf den Urlaubsfotos noch in den Originalfarben bewundern konnte, waren stark ausgebleicht.
Die Auswertungen der Handydaten und der Kamera zeigten, dass den Frauen bereits wenige Stunden nach Beginn der Wanderung etwas zugestossen sein musste. Um 16 Uhr 30 setzen sie ihren ersten Notruf ab. Gewählt haben sie die 112, die Nummer des niederländischen Rettungsdienstes. Zehn Minuten später versuchen sie es über die 911, die Notwahl von Panama. Wegen des schlechten Handyempfangs dringt kein Notruf, weder am 1. April noch an den folgenden Tagen zu den Rettungsstellen durch. Nur ein einziges Mal, am 2. April 2014, kann Lisannes Handy für einige Sekunden eine Verbindung aufbauen, diese Zeitspanne ist jedoch zu kurz, um Hilfe anzufordern.
Am vierten Tag nach dem Verschwinden der Mädchen ist der Akku von Lisannes Handy vollständig entleert. Am sechsten Tag schaltet sich das I-Phone von Kris ein und jemand versucht ohne Erfolg, das Telefon zu entsperren. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden die PIN-Nummern immer korrekt eingegeben, danach waren die Eingaben permanent falsch, so dass man davon ausgehen konnte, dass es nicht Kris war, die versuchte, ihr Handy zu entsperren. Die Ermittler vermuten, dass Kris zu diesem Zeitpunkt nicht mehr am Leben war und Lisanne vergeblich versucht hatte, das I-Phone zu benutzen, da der Akku ihres Samsung Galaxy bereits entladen war. Danach war das I-Phone bis zum 11. April nicht mehr aktiv. An diesem Tag wurde es noch einmal für eine Stunde eingeschaltet, ohne irgendwelche Anrufe zu tätigen, bis auch dieser Akku leer war.
Während der ganzen Zeit wurden die Handys nicht andersweitig benutzt. Die Frauen schrieben keine Nachrichten an ihre Angehörigen, es wurden keine Selfies geschossen und auch keine kleinen Videos mit Hinweisen, was geschehen sein könnte, gedreht. Waren die Frauen in der Gewalt irgendwelcher Entführer und konnten nur in kurzen unbeobachteten Augenblicken versuchen, Hilfe zu erreichen?
Nachdem der Rucksack gefunden wurde, wurde die Suche ausgedehnt. Der lokale Touristenführer F., mit dem Kris und Lisanne zwei Touren geplant hatten und der nach ihrem rätselhaften Verschwinden ihr Zimmer durchsucht hatte, machte im Juni 2014 eine schreckliche Entdeckung. Nahe seines Heimatdorfes, im Nebelwald, gut versteckt hinter einem Baum, fand er Lisannes Schuh und in diesem steckte noch ihr Fuss. Der Fussknochen war auffallend sauber abgetrennt. Ausserdem wurden Beinknochen von Lisanne, ein Beckenfragment von Kris, ihre blauen Jeansshorts sowie Knochenstücke von mindesten drei weiteren Menschen gefunden. Die Knochen wiesen keine Spuren von Tierfrass auf. Seltsamerweise war die Verwesung der sterblichen Überreste der beiden Mädchen unterschiedlich weit vorangeschritten. Lisannes Knochen waren noch mit Gewebe bedeckt, während der Beckenknochen von Kris vollständig sauber gebleicht war, als hätte er schon mehrere Jahre in der prallen Sonne und nicht nur einige Wochen im feuchten, schattigen Wald gelegen. Man fand Spuren von Phosphor, Dünger, Kalk und Limone auf den Knochen von Kris. Diese Substanzen werden verwendet, um die Verwesung von Körpern künstlich zu beschleunigen.
Die Polizei von Panama deklarierte den Tod von Lisanne und Kris als Unfall. Auch die niederländischen Behörden und Rechtsmediziner stimmten dieser Theorie unmittelbar zu und hielten es für sehr wahrscheinlich, dass sich die beiden Studentinnen im Wald verirrt hätten und irgendwo gestürzt seien. Die Autopsie der sterblichen Überreste ergab einige Brüche der Fussknochen von Lisanne, so dass die Gerichtsmediziner von einem Sturz der Holländerinnen aus grosser Höhe ausgingen.
In der Nähe des Fundortes gibt es eine "Affenbrücke" die den Fluss Culebra überspannt.
Quelle: Wikipedia
Beim Überqueren dieser sehr gefährlichen Brücke sollen die Studentinnen abgestürzt und in den Fluss gefallen sein, wo ihre Körper dann von tosenden Wassermassen zermalmt wurden, so dass man bis heute nur einige wenige Knochenfragmente von ihnen gefunden hat.
Von Ortskundigen und Menschen, die sich näher mit dem Fall beschäftigt haben, wird diese Version der Dinge stark bezweifelt. Zum Zeitpunkt des Verschwindens der Mädchen litt die Region um Boquete unter einer aussergewöhnlichen Trockenheit, so dass der Culebra kaum Wasser führte. Jeder, der zu dieser Zeit die Absicht hatte, den Fluss zu überqueren, hätte "bequem" durch den Schlamm waten können, um das andere Ufer zu erreichen.
Was befindet sich auf Bild 509 ?
Im Rucksack von Lisanne fand man eine Canon Powershot Digitalkamera mit der die junge Frau bereits ihren gesamten Urlaub dokumentiert hatte und die später zu einem wichtigen Werkzeug wurde, um die letzten Tage von Lisanne und Kris zu rekonstruieren. Lisanne hatte vermutlich vor, ihre aufgenommenen Bilder erst nach ihrer Rückkehr in die Niederlande zu bearbeiten, denn sie hatte keines ihrer Bilder gelöscht, auch wenn es vielleicht Bilder gab, die weitaus weniger gelungen waren als andere.
Die letzten Fotos zeigen eine ausgelassene Kris und eine fröhliche Lisanne auf dem El-Pianista-Trail nahe Boquete. Dem Schattenwurf auf den Bildern zufolge müssten die beiden Frauen den "El Mirador" um etwa dreizehn Uhr erreicht haben. Die Kamera verfügte über keine GPS-Funktion und die Zeitfunktion war falsch eingestellt, so dass die Standorte und Zeitpunkte von den Ermittlern aufgrund der Landschaften und dem jeweiligen Stand der Sonne auf den Fotos erraten werden mussten.
In Bezug auf die Aufnahmen vom Pianista-Trail gibt es Anomalien, die für viel Diskussionsstoff sorgen. Einige der Bilder wurden im Abstand von nur wenigen Sekunden aufgenommen, jedoch ändert sich die Wetterlage von einem Foto zum anderen vollständig, wird der Rucksack von Lisanne plötzlich von Kris getragen und kehrt genauso schnell wieder zu Lisanne zurück und diese kurze Zeitspanne reicht den Mädchen locker aus, um ihre Frisuren zu ändern.
Die letzten Fotos zeigen nur noch Kris mit ernstem Gesicht auf dem Dschungelpfad, der vom "El Mirador" wegführt. Dieser Weg führt in den Amistad-Nationalpark, wo es kein oder kaum noch ein Mobilfunknetz gibt. Haben sich die beiden Frauen verirrt, weil sie nicht wussten, dass der Pianista-Trail kein Rundwanderweg ist? Wurden die Holländerinnen von einer Person mit bösen Absichten in den Nebelwald getrieben oder wollten sie im Gegenteil einem "Stalker" entkommen? Wäre die gesundheitlich angeschlagene Lisanne mit ihrer schmerzhaften Fussverletzung freiwillig acht Kilometer zum "Mirador" aufgestiegen und danach noch einmal weitere vierzehn Kilometer bis zum Auffindeort des Rucksackes gewandert?
Nachdem Kris auf dem letzten Bild, dem Bild Nr. 508, einen kleinen Bach überquert, hören die Fotosequenzen abrupt auf. Die Kamera wird erst eine Woche später, am 8. April, wieder eingeschaltet und die folgenden gruseligen Aufnahmen werden ausschliesslich in der Nacht geschossen. Sie beginnen mit Foto Nr. 510. Foto Nr. 509 fehlt!
Foto Nr. 509, das fehlende Puzzleteil zwischen den Tagfotos am 1. April und den Nachtfotos ab dem 8. April wurde gelöscht und fehlt bis heute. IT-Spezialisten aus den Niederlanden versuchten vergeblich, die Datei wiederherzustellen. Wenn man über eine Digitalkamera selbst ein Foto löscht, kann es normalerweise mittels Computer wieder sichtbar gemacht werden. Wenn man jedoch das Foto am Rechner löscht, ist es entgültig verloren. Das Bild musste also mit Hilfe eines Computers beseitigt worden sein. Die beiden Studentinnen führten jedoch keinen PC mit sich und wie schon erwähnt wurde, löschte Lisanne bisher keines ihrer Bilder. Dass sich die Kamera selbst verzählt, ist praktisch ausgeschlossen.
In der Nacht vom 8. April zwischen ein und vier Uhr morgens wurden insgesamt neunzig Fotos in regelmässigen Abständen aufgenommen. Man nimmt undurchdringliche Schwärze, beklemmende Dunkelheit, Felsen, Regentropfen, die vom Kamerablitz erleuchtet werden, wahr und nur ein einziges mysteriöses Bild zeigt den Hinterkopf von Kris mit verwuschelten rotblonden Haaren. Nach einer ganzen Woche im tropisch-feuchten Nebelwald wirken die Haare trocken und sauber, obwohl es in den vorhergehenden Stunden regnete. Viele Menschen, die diesen Fall verfolgen, gehen davon aus, dass Kris zu diesem Zeitpunkt schon tot war und Lisanne es mit ihrem Fotoapparat dokumentierte.
Da diese Bilder ansonsten keinen Sinn machen und zudem noch in einem gleichmässigen Rhythmus erzeugt wurden, halten andere Personen diese Aufnahmen für inszeniert und von einem möglichen Täter erstellt.
Wer hat diese Bilder wirklich geknipst und wer hatte ein Interesse daran, das Bild Nr. 509 zu löschen? War ein möglicher Täter zu sehen? Was war darauf abgebildet?
Ich mischte meine Karten und stellte mir im Kopf die folgende Frage: "Was befindet sich auf Bild 509?"
Als ich das Kartenbild, das sich vor meinen Augen ausbreitete, betrachtete, war ich überrascht! Man sieht keine Wanderung, keinen Unfall, keinen Angriff durch Mörder oder Entführer, keine aggressive Buschmeisterschlange, die aus dem Hinterhalt schnellt, keine Grosskatze, die zum Sprung ansetzt oder eine Schlange mit todbringendem Gift, die sich vom Baum fallen lässt.
Wenn ich dem Kartenbild eine Überschrift geben müsste, dann würde ich "Eine Party am Wasserfall" wählen.
Die Karten "Arbre+Cascade+Equinoxe d'automne+Aube+Rivière" beschreiben eine Landschaft, wie man sie um Boquete herum findet: bewaldete Berge mit Flüssen und Wasserfällen. Man sieht sehr viele "Wasser-Karten", vielleicht gab es in der näheren Umgebung Möglichkeiten für die jungen Frauen, in einem Fluss oder See mit warmen Wasser (Aube) zu baden, was der erkälteten Lisanne vielleicht Linderung verschafft hatte. Die Karte "Enracinement=Verwurzelung" könnte darauf hindeuten, dass Kris und Lisanne den Ort mehr als einmal aufgesucht haben.
Im Zentrum des Kartenbildes bemerkt man zwei brav aussehende und europäisch wirkende Frauen mit traditionellen Musikinstrumenten. Ich nehme an, dass es sich um Lisanne und Kris handelt. Dagegen tanzt auf der Karte "Danse" eine junge dunkelhäutige Frau hemmungslos. Es wäre möglich, dass die beiden Holländerinnen von heissblütigen Latinas oder Latinos zu einer Party eingeladen wurden, die irgendwo in der freien Natur stattfand.
Kris und Lisanne sagten wahrscheinlich zu und hofften vermutlich, durch die Party (Musique+Danse) am Fluss (Rivière) das Bocas-del-Toro-Feeling (Schwimmen, Feiern, Jungs kennenlernen....) mit seiner Leichtigkeit des Seins (Océan+Facilité) wiederzubeleben (Activation+Renouveau). Der zweiwöchige Aufenthalt in der Karibik (Océan) hatte sie wahrscheinlich von alltäglicher Routine und von angesammeltem Balast befreit (Enracinement+Libération) und es war leicht, sich an das Gefühl von neugewonnener Freiheit zu gewöhnen (Facilité+Enracinement+Libération+Renouveau). Die Karten sagen, dass es irgendeine Verbindung zwischen der Party in Boquete und dem Aufenthalt in Bocas del Toro gegeben haben musste: Entweder kannten Kris und Lisanne die Teilnehmer schon von dort oder sie wurden in Bocas del Toro heimlich beim Feiern beobachtet und man hat sich daraufhin in Boquete an sie herangepirscht.
Es könnte bei der Party ziemlich ausgelassen (Libération) zugegangen sein. Beide Frauen waren noch jung, vielleicht wollten sie einen bestehenden "Leistungsdruck" loswerden (Studium, Prüfungen, kellnern, neue Sprachen lernen, Kochkurs, unentgeltlich mit kleinen Kindern arbeiten...) und den "Kopf freibekommen" ("Equinoxe d'automne": Licht fällt in einen Wald, den man vielleicht vor lauter Bäumen nicht mehr sieht).
Die Teilnahme an der Party erfolgte vermutlich freiwillig (Facilité+Harmonie): Kris und Lisanne wurden nicht mit Gewalt in ein Auto gezerrt und an den Ort des Geschehens verschleppt.
Man kann aber nicht ausschliessen, dass Alkohol, Drogen oder vielleicht sogar dämonische Kräfte (Vent) ins Spiel kamen. Möglicherweise wurden im Verlauf des Abends Dinge aus der Vergangenheit angetriggert (Enracinement+Flux et Reflux+Activation), jemand fühlte sich "auf den Schwanz getreten" und die Party lief daraufhin komplett aus dem Ruder (Flux et Reflux+Activation= es hat sich aufgeschaukelt).
Da dieses Kartenbild absolut nichts mit der offiziellen Version, was Kris und Lisanne zugestossen sein soll, zu tun hat, beschloss ich ein weiteres Bild zu legen.
Wieder fällt ein Wasserfall im Wald mit schönem blauem Wasser, mit Steinen und grossen Felsen ins Auge. Der Wasserfall oder ein Ort in der Nähe eines Wasserfalls scheint eine wichtige Rolle in der Geschichte zu spielen.
Auf der Karte darunter ist ein Mann damit beschäftigt, langsam, Stein für Stein, eine Art Kathedrale aufzubauen. Am unteren Rand steht frei übersetzt: "Verstrickungen und Engagement in der Arbeit". Der Text kann sich auf einen Mann beziehen, aber auch auf Kris und Lisanne. Sie wurden kurz vor ihrem rätselhaften Verschwinden in einer Kindertagesstätte auf unfreundliche Weise abgewiesen und sollten ihre unentgeltliche Arbeit erst eine Woche nach dem ursprünglich vereinbarten Termin antreten.
In der Schreibstube auf der Karte "Scribe" liegen mehrere hinuntergeworfene Pergamentrollen auf dem Boden: die Pläne auf freiwilliger Basis zu arbeiten, mussten erst einmal verworfen werden. Zusammen mit der Karte "Wasserfall" (Wasser=Gefühle) kann es bedeuten, dass dies vor allem bei Lisanne zu einem Gefühlsabsturz geführt hat: ihre Stimmung könnte sich auf dem Tiefpunkt befunden haben, weil ihre sorgfältig ausgearbeiteten (Stein für Stein) Pläne zunächst einmal über den Haufen geworfen wurden.
In der Mitte des Bildes wird es gruselig: man sieht zwei junge Menschen, die Kris und Lisanne ähnlich sehen und die in einer Ruine gefangengehalten werden. Das Bild erweckt den Eindruck, dass die Gefangenschaft der beiden Frauen geplant (Scribe) und sorgfältig vorbereitet wurde (7 de parchemins): Die Karte zeigt einen älteren grauhaarigen Mann und drei junge Männer beim Erstellen der Schriftrollen. Das Verliess könnte sich in der Nähe eines Wasserfalls oder in einer Umgebung befinden, die der Landschaft auf der Karte "Cascade" ähnelt.
Genau wie im vorherigen Kartenbild scheint sich auch in diesem Bild etwas zusammenzubrauen (1 de Forces), was mit einer Frau, der sogenannten "Königin der Rosen" (la Reine des Roses) in Verbindung steht. Ihre Haare sind rot, sie ist umgeben von Rosen (Gefühle, Bewunderung, Wertschätzung), ihre Kleidung ist königlich und neben ihr befindet sich ein Thron. Mit grosser Wahrscheinlichkeit zeigt diese Karte Kris Kremers, die unter der Sonne im königlichen Sternzeichen Löwe geboren wurde. Infolge des Sturmes, der sich am Himmel ankündigt, stürzt Kris von ihrem Königsthron und wird zu einer Gefangenen, die in einem Verlies festsitzt. Lisanne muss ihr dabei Gesellschaft leisten.
Auf der mittleren Karte in der unteren Reihe ist ein Spiegel zu sehen. Das was im Aussen passiert, könnte das Spiegelbild einer inneren Problematik sein. "Beith-Naissance" kann Neuanfang oder die Geburt eines neuen kreativen Projektes bedeuten (Kris wurde als sehr kreativ beschrieben), aber es ist nicht umsetzbar (beide Frauen befinden sich im "Gefängnis"). Es befinden sich zwei kleine Kinder und ein älteres Mädchen, das einen Blumenkorb in den Händen hält, auf der Karte. Lisanne und Kris hatten scheinbar ein Angebot (Blumenkorb) in der Tasche, das ihnen erlaubt hätte, in einer Kindertagesstätte mit kleinen Kindern zu arbeiten (Beith-Naissance), aber sie wurden bei ihrer Ankunft abgewiesen und auf eine Woche später vertröstet.
Auf der Karte mit dem Spiegel (4 des Roses) bemerkt man zwei Männer und eine Frau. Zählt man das Spiegelbild dazu, könnten bis zu vier Personen an diesem Tag mit den Studentinnen in näherem Kontakt gestanden sein. Einer der Männer betrachtet sich stolz wie ein Pfau im Spiegel. Er könnte stark von sich eingenommen sein oder sogar narzisstische Tendenzen aufweisen (Visions de l'Ego). Vielleicht war er derjenige, der sich im Verlauf der Party "auf den Schwanz getreten" fühlte.
Die letzte Karte (la Guerre des Roses= Rosenkrieg) zeigt zwei Armeen, die sich unversöhnlich gegenüberstehen. Zusammen mit der "Königin der Rosen" und der "4 des Roses" lässt sie mich an eine Art "Hahnenkampf" zwischen jungen Männern und an den Krieg von Troja denken. Der rotblonden Kris Kremers ( "Königin der Rosen" mit ihren roten Haaren) könnte dabei die Rolle der schönen Helena zugekommen sein. Wenn man sich die Gefängniszelle im Zentrum der Kartenlegung nochmals genau anschaut, sieht man, dass die dunkelhaarige Person in Wirklichkeit ein junger Mann ist. Gab es möglicherweise so etwas wie Sympathie oder einen Flirt zwischen einem Einheimischen und vielleicht Kris?
In diesem dritten Kartenbild würde ich "Elévation" (Erhöhung) zusammen mit "Sagesse" (Weisheit) als Studienabschluss der beiden jungen Frauen sehen, den sie mit Freunden (Pensée-Amitié= Gedanken-Freundschaft) feiern wollten (Plaisirs=Vergnügen) und der in Bocas del Toro auch ausgiebig gefeiert wurde. Auf der Karte "Plaisirs" ist wie auf der mittleren Karte in der ersten Kartenlegung ein Saiteninstrument abgebildet.
Die Eule auf der Zentralkarte sitzt auf einem Felsen mitten im Meer und stellt damit einen Bezug zur Insel von Bocas del Toro her. Die beiden "Nachteulen" Kris und Lisanne werden als Eule+Krone+Seerose (Kris= Königin der Rosen) und Eule+Mond (die schüchterne und empfindsame=Mond Lisanne, die ihr Studium in angewandter Psychologie=Mond erfolgreich abschliessen konnte) abgebildet.
Die Studienzeit (Elevation-Sagesse) und die Zeit danach scheinen sehr anstrengend gewesen zu sein, deshalb benötigten die Mädchen eine Auszeit (Campagne Santé= Gesundheit, Repos= Pause, Quête de guérison= auf der Suche nach Heilung), die sie aber nicht eingehalten (Inconstance, irrégularités= Unregelmässigkeiten) oder die sie sich nicht gegönnt haben (Inconstance, hésitations= man zögert). Laut Karten könnten Übermüdung und Krankheit das Beurteilungsvermögen der jungen Frauen beeinträchtigt (Changement-Sagesse-Inconstance) und zu falschen Entscheidungen geführt haben, besonders als es um die Frage ging, wer Freund und wer Feind ist (Pensée-Amitié+ Méchanceté). Sie könnten in eine Falle gelockt worden sein, denn auf das Vergnügen (plaisirs) folgt die schlechteste Karte des gesamten Bildes: "Méchanceté" = Bösartigkeit (Saiteninstrument auf Felsen= Sirenengesang + Intention nuisible= böse Absichten). Alternativ dazu gibt das Stichwort "Offense" (=Beleidigung) auf der Karte "Méchanceté" zum dritten Mal den Hinweis, dass sich während des Festes irgendjemand auf den Schlips getreten fühlte und eine harmlose Feier in eine Gewaltsituation eskalieren liess (Messer auf der Karte!).
Was mir zu denken gibt, sind die Gesichter von Kris und Lisanne, die im Himmel schweben. Auf "Changement" sind sie als Himmelkörper abgebildet, Lisanne als nachdenklicher Mond und Kris als Sonne mit ebenso ernstem Gesichtsausdruck wie auf den allerletzten Fotografien von ihr. Sie sind zu "Himmelskörpern" geworden: ihre Körper befinden sich vielleicht nicht mehr auf dieser Erde.
Die Karte "Inconstance" zeigt oben links den Ausschnitt "Zephyr und Aura" aus dem Meisterwerk des Sandro Botticelli "Die Geburt der Venus". Das Gemälde stellt die Ankunft der römischen Göttin Venus an der Küste von Zypern dar. Als Modell für Venus diente Simonetta Vespucci, die schönste Frau ihrer Zeit. Sie starb sehr jung im Alter von dreiundzwanzig Jahren an Lungenentzündung. Es handelt sich um einen eigenartigen Zufall, dass sich Lisanne, die nach Aussagen von Zeugen an Asthma gelitten haben soll, ebenfalls in ihrem dreiundzwanzigsten Lebensjahr befand, als sie in Panama verschwand. Die rotblonde Frauengestalt in der Umarmung des Zephyrs (griechisch für Westwind) wird als die Nymphe Chloris oder als "Aura", die sanfte Morgenbrise, gesehen. Es waren Angestellte der Kindertagesstätte "Aura", die Lisanne und Kris äusserst unsanft abgewiesen und damit zu einer Woche Zeittotschlagen verurteilt hatten. Zephyr mit seinem dunkleren Teint pustet kräftig, während die blassere Nymphe mit sanftem Atem hilft, Venus, die Göttin der Liebe an Land zu bringen, wobei Rosen und ein goldenes Herz vom Himmel fallen. Wieder findet man einen Hinweis auf die "Königin der Rosen".
Die letzte Karte "Famille" (Familie) symbolisiert oft einen familiären Rahmen oder ein kleineres Umfeld. Man sieht ein Huhn, das über seine Küken wacht und zusammen mit der Karte "Inconstance", auf der ein Haus und die Nymphe "Aura" zu sehen ist, könnte die Kindertagesstätte dargestellt sein, deren Direktion (Elévation) sich nicht an die schriftlich vereinbarten Abmachungen hielt und die beiden Studentinnen abwies. "Famille" zusammen mit den Häusern auf den Karten "Campagne Santé" und "Inconstance" beschreiben aber auch einen Bauernhof, eine Farm oder eine Plantage. Vielleicht wurden die beiden jungen Frauen nach der Party auf einen Bauernhof oder eine Plantage verschleppt und dort für einige Zeit gefangengehalten.
Drei Tage, nachdem Lisanne und Kris als vermisst gemeldet wurden, verschwand der gleichaltrige Osman Valenzuela, Mitglied einer Jungendbande. Er wurde am Ufer eines Flusses tot aufgefunden. Als Todesursache wurde "Ertrinken" angegeben. Er war an den Händen gefesselt und man fand Spuren von Folterung an seinem Körper. Die Polizei entdeckte auf seinem Handy folgendes Foto, das unter dem Namen "Criss" abgespeichert war:
Es zeigt Osman (in der Mitte) mit Jose Manuel Murgas (rechts), einem weiteren Bandenmitglied, und zwei jungen Frauen, die Ähnlichkeit mit Lisanne und Kris aufweisen, beim Schwimmen nahe der heissen Quellen "Caldera Hot Springs". Sie befinden sich etwa fünfundvierzig Minuten Autofahrt von Boquete entfernt. Jose und Osman arbeiteten am Caldera-Fluss bei der "Boquete Tree Trail Zipline", einer Art Klettergarten. Jose Manuel Murgas wurde ein Jahr später am Rand einer Strasse, die zu den "Caldera Hot Springs" führte, tot aufgefunden.
Die Behörden erklärten das "Schwimmphoto" für nicht echt. Die Eltern von Kris und Lisanne zweifelten die Echtheit des Photos an sich nicht an, hielten aber die beiden Mädchen auf dem Bild für Doppelgängerinnen ihrer Töchter. Jedoch wurden im Widerspruch hierzu die beiden Holländerinnen am 30. und 31. März von Zeugen in Caldera gesehen. Niederländische Suchtrupps durchkämmten dieses Gebiet Ende Mai 2014 auf der Suche nach Spuren von Lisanne und Kris.
Am späten Vormittag des ersten April 2014 setzte der Taxifahrer Leonardo Arturo Gonzales die beiden Frauen nahe des Ortes ab, wo der Pianista-Trail mit einigen anderen Wanderwegen beginnen sollte. Die Beschilderung verwirrte die Mädchen und sie erkundigten sich bei einem Einheimischen, ob sie sich tatsächlich am Beginn des El-Pianista-Trails befänden. Er verneinte dies, denn sie standen vor dem Startpunkt des Pedro-de-Lino-Trails, seiner Auskunft nach ein sehr schöner Wanderweg mit einer wunderbaren Sicht auf Boquete.
Kris und Lisanne wanderten los, kehrten aber nach einer Viertelstunde wieder zurück, da der Weg zum Aussichtspunkt sehr steil war. Dabei wurden sie von mehreren Zeugen beobachtet.
Nach unbestätigten Angaben soll sich den Mädchen während eines kurzen Gesprächs mit Einheimischen ein Geländewagen genähert haben, der dem Touristenführer F. gehörte. Er wurde von Henry, dem ältesten Sohn von F. und Chef einer Jugendbande, gesteuert. Neben ihm sass sein Freund Jose Manuel Murgas. Henry bietet den hübschen Holländerinnen an, sie zum "El-Pianista-Trail" zu fahren, der nur etwa fünf Minuten Fahrzeit entfernt sei. Kris und Lisanne wollen zunächst ablehnen, fassen dann aber Vertrauen, denn Henrys Vater, Touristenführer F. hatte sie am Tag ihrer Ankunft in diesem Fahrzeug zur Gastfamilie gefahren, nachdem sie von ihrer Schule abgewiesen worden waren.
Die beiden jungen Frauen kommen am El-Pianista-Trail an, wo sie wiederum von Zeugen gesichtet werden und beginnen ihre Wanderung. Der Taxifahrer Leonardo Arturo Gonzales, der die Studentinnen am Pedro-de-Lino-Trail abgesetzt hatte, wird später bezeugen, Henry und Jose Manuel Murgas am El-Pianista-Trail bemerkt zu haben. Die Leiche des 37-jährigen Taxifahrers wird acht Monate nachdem man die sterblichen Überreste der Mädchen im Nebelwald geborgen hatte, im Fluss Esti entdeckt.
Nach etwa fünf Stunden Wanderung kehren Kris und Lisanne zur Strasse zurück, wo sie vergeblich nach einem Taxi Ausschau halten, um nach Boquete zurückzukehren. Dabei werden sie von mindestens sechs Zeugen beobachtet. Am Nachmittag des ersten April zwischen vierzehn Uhr dreissig und fünfzehn Uhr bemerkt zum Beispiel ein Ladenbesitzer die beiden Holländerinnen ausserhalb seines Geschäfts. Sie wirken erschöpft wie nach einer anstrengenden Wanderung und eines der Mädchen ist krank.
Andere Einheimische wollen die jungen Frauen gesehen haben, wie sie in ein Auto gestiegen sind, das auf sie gewartet hat. Zwei Zeugen, einer davon ist der Taxifahrer Leonardo Arturo Gonzalez, sagen aus, dass sich den Mädchen der gleiche Geländewagen wie schon einige Stunden zuvor genähert hat. Im Fahrzeug befinden sich vermutlich Henry, der Sohn des Touristenführers F., Jose Manuel Murgas und Osman Valenzuela. Um nicht die neun Kilometer bis zu ihrer Gastfamilie zu Fuss zurücklegen zu müssen, nehmen Kris und Lisanne das Mitfahrangebot zögernd an und steigen zu den gleichaltrigen Männern in den Wagen.
Eine andere Version besagt, dass die beiden Frauen von Edwin A., dem Sohn eines Restaurantbesitzers in Boquete, in die Stadt gefahren wurden. Edwin A. ist ebenfalls verschwunden, man weiss nicht, ob er noch lebt oder ob er nur untergetaucht ist.
Die drei Männer könnten den Mädchen einen Ausflug zu den "Caldera Hot Springs" vorgeschlagen haben, wo dann vermutlich das später gelöschte Photo Nr. 509 aufgenommen wurde!
Der Touristenführer Lorenzo G. war einer der Zeugen, der Kris und Lisanne beim Wandern auf dem Pianista-Trail gesehen haben will. Am nächsten Tag warnt er zwei französische Touristen vor dem Betreten des "El Pianista" weil man in der Nacht vom 1. zum 2. April Schreie aus den Bergen gehört hatte.
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